Montag, 29. August 2011
Tag 1-14
Doch dann passierte etwas, mit dem wohl niemand rechnet, geschweige denn so etwas einkalkuliert.

Ich kannte es nur aus Hollywood Filmen oder Büchern. Heute stehe ich vor den Trümmern meiner Träume, meiner Ziele und Visionen.

Warum?

Das begann so: Vor etwas über einem Jahr habe ich mit meinem Schwiegervater die "xyz" GmbH gegründet, ein Unternehmen welches sich auf die Beratung und Umsetzung von Marketingstrategien im Bereich Online spezialisiert hat. Eine eigene Content Management Lösung und eine eigene Buchungsmaschine bilden die Säulen hierfür. Finanzielles Engagement in Höhe von mehr als einer Mio. Euro wurden durch Eigenkapital eingebracht, hieraus entstanden die Softwarelösungen und eine Immobilie, die konzeptionell den Erfolg unseres Unternehmens voran bringen sollte, was in den ersten Monaten nach der Eröffnung auch alles noch hervorragend funktionierte. Mit vielen neuen Projekten und einem rosigen Blick in die Zukunft waren alle guter Dinge.

Die leichte Fehlkalkulation im Bereich der Immobiliensanierung sollte durch ein weiteres Engagement meines Schwiegervaters und einer Bank realisiert werden. Alle Formalitäten waren geregelt und die Unterschrift stand kurz bevor.

Dann kam der 09.03.2011, ein Tag der alles ändern sollte. Mich ereilte plötzlich ein Anruf meiner Schwiegermutter aus Australien, wo die Schwiegereltern während Ihrer Weltreise verweilten. Die Nachricht traf mich wie ein Schock: „Michael, es ist etwas schreckliches passiert, Dieter ist tot“ Ich wollte und konnte es in diesem Moment nicht fassen, aber es war Realität. Es begann eine der schwierigsten Zeiten überhaupt in meinem Leben. Meine Lebensgefährtin, meine Schwiegermutter, meine kleine Tochter und auch ich waren am Boden zerstört.
Doch viel Zeit zum trauern blieb mir gar nicht, schnell erkannte ich die Situation und wusste, bei aller Trauer, allen Tränen musste ich etwas tun, denn das Unternehmen war Sicherheit und Zukunft zugleich. Ich wusste, dass die Bank Ihr Engagement zurückziehen würde ohne die finanzielle Stütze meines Schwiegervaters, zu weit hatte ich mich bereits persönlich aus dem Fenster gelehnt um das Unternehmen voran zu bringen.
Meine finanziellen Mittel waren erschöpft.

Ich wusste das es jetzt nur den Weg über Investoren oder Business Angels gibt um das Unternehmen und damit auch das Vermächtnis meiner Schwiegervaters zu stützen und dahin zu bringen, wo wir es gemeinsam immer hinbringen wollten.

Mir tat es in der Seele weh, zu sehen wie meine Familie leidet, und ich mich auf das Unternehmen konzentrieren musste, und die Situation des Todes so weit wie möglich von mir weg zu schieben, um mich darauf zu konzentrieren, dass es weiter geht.

Es war eine Zeit, in der ich immer zwischen den Stühlen stand, wie gerne hätte ich einfach alles stehen und liegen gelassen, hätte mich um meine Familie gekümmert, sie brauchte mich. Ich begann damit die Möglichkeiten zu strukturieren, Ziele fest zu legen.

Ich engagierte eine Unternehmensberatung um mich zu unterstützen, schnell kamen wir voran und waren bereits Ende März soweit, dass wir das Konzept vorstellen konnten.

Alles ging rasend schnell, und während meine Familie versuchte mit dem Verlust klar zu kommen, versuchte ich für die Zukunft zu arbeiten. Schwer war es, weil natürlich emotionale Dinge immer wieder hoch kamen, ich mir große Vorwürfe machte, ob alles richtig sei mich auf die Zukunft zu konzentrieren, dabei meiner Familie bei weitem nicht genug Aufmerksamkeit schenkte.

Es ging weiter voran, und schnell fand sich der passende Investor in Form von Hans S., ein Mann ohne Fehl und Tadel wie es schien, er wurde vermittelt durch die Unternehmensberatung, und erste Gespräche verliefen äußerst vielversprechend. Schon Ende Mai stand fest, er würde sich mit 24,9% am Unternehmen beteiligen und mir die Anteile für 249.000 EUR abkaufen.

Er sollte dann die Position des kaufmännischen Geschäftsführers übernehmen und mir somit die Möglichkeit geben vollkommen in den Vertrieb zu gehen. Nach nur 2 Wochen begann ich damit wieder vertrieblich aktiv zu werden, mit großem Erfolg, Angebote wurden geschrieben, alles schien so zu laufen wie ich es mir gewünscht hatte.

Der Notarvertrag wurde unterschrieben, erste Zahlungen sollten direkt an dritte fließen, damit meine private angeschlagende Situation sich wieder bereinigte, alles schien perfekt.

Bis zu dem Tag, an dem die Summe für das Unternehmen fällig wurde.

Hans S. entschuldigte sich anfangs noch damit, dass die Zahlungen sich wegen eines Zahlendrehers bei seiner Bank verzögerten.
Doch die anderen Zahlungen in Höhe von fast 50.000 EUR waren ja bereits geleistet, daher dachte ich an nichts Böses.
Erst als mich dann eines Morgens eine SMS erreichte mit dem Inhalt „Meine Frau hatte Verkehrsunfall, liegt im Koma, muss in Hamburg bleiben“ wurde ich skeptisch, nicht das ich mir nicht Gedanken gemacht habe, und gehofft hatte es wäre nicht so schlimm, doch mir waren es der Ausreden ein wenig zu viel.

Bei der Durchsicht unserer Kontodaten begann sich dann langsam mein Verdacht zu bestätigen, er hatte begonnen die Konten leer zu räumen, etliche Abbuchungen waren dort in den letzten Tagen erkenntlich. Und dann begann ich zu recherchieren.
Erst einmal nahm ich mir seine Kontaktdaten vor, und kam so auf mehrere verschiedene Frauen, die laut Aussage alles Lebensgefährtinnen von ihm waren, verschiedene Städte, verschiedene Aussagen, alles wurde immer schleierhafter.

Eine Verfügung auf unserem Konto machte mich stutzig, knapp 2.000,-- EUR an eine V.I.P. Management GmbH in Düsseldorf. Ich begann etwas intensiver zu forschen und stieß dabei auf ein Edel Bordell in Düsseldorf. Hatte er doch tatsächlich an einem Abend 2.000,-- EUR auf den Kopf gehauen oder besser gesagt „feucht und fröhlich“ verprasst.

Langsam wurde die Situation immer schlimmer, ich schaltete die Kripo ein. Heute muss ich sagen, hätte ich mir dieses auch sparen können, denn Betrug und Unterschlagung sind in Deutschland nur Kavaliersdelikte.
Mehr kam ich mir als Angeklagter vor, als eben der eigentliche Verantwortliche Hans S..

Nicht genug damit, ereilte mich dann auch noch eine weitere Botschaft, erst einmal noch ohne Gedanken von mir erfuhr ich das angeblich „Haftbefehle“ gegen mich bestünden, ich wehrte dieses ab, weil ich mir das gar nicht vorstellen konnte, bis ich überlegte und mich fragte ob er tatsächlich die 50.000,-- EUR an Dritte bezahlt hatte. Ich recherchierte und wie befürchtet war natürlich auch das nicht der Fall.
Alle Unterlagen diesbezüglich waren gefälscht und entsprachen nicht der Wahrheit. Sofort setzte ich mich mit dem zuständigen Gerichtsvollzieher in Verbindung, dieser auch Kontakt zu Herrn S. hatte, hier jedoch genauso hinters Licht geführt wurde, wie alle anderen Beteiligten auch. Zwischenzeitig hatte dieser aus Ärger und Wut die Haftbefehle erlassen, welche dann nun auch noch im Raum standen.

Doch woher sollte ich das Geld nehmen? Ich sprach meine Familie an, doch die gesammelte Summe reichte nur für die Hälfte der Forderungen aus. Laut Aussage des Gerichtsvollziehers wollte dieser dann alle Haftbefehle aufheben, sobald ich die vereinbarte Summe bezahlen würde, und einer Ratenzahlungsvereinbarung zustimmen.

Ich war erleichtert. Mit etwas mehr Zuversicht, jedoch in Begleitung meines Anwaltes machte ich mich auf den Weg um die vereinbarte Summe zu bezahlen.

Plötzlich war von Aufhebung nicht mehr die Rede, das Geld nahm er aber ohne Beanstandung an. Ich konnte es nicht glauben, was war denn das jetzt?

Mittlerweile ist mein Vertrauen auf dem Nullpunkt angelangt. Obwohl ich alles gemacht habe um diese Dinge abzuwehren, und mir die Zusage gemacht wurde, hielt sich selbst ein Gerichtsvollzieher nicht mehr an das gesagte Wort unter Zeugen.

Nach all dem was ich eh in den letzten 14 Tagen miterleben musste war das jetzt der i Punkt auf dem Ganzen. Nicht nur potentielle, professionelle Betrüger und Hochstapler dürfen hier fast unbehelligt Ihr Unwesen treiben, nein auch vereidigte Gerichtsvollzieher können machen was Sie wollen.

Manchmal hoffe ich morgens aufzuwachen und dann registrieren zu dürfen, dass dies alles nur ein böser Traum ist.

Mir blieb bezüglich des Unternehmens nichts anderes übrig als Insolvenz anzumelden, um nicht auch noch dort eventuell eher ins Gefängnis zu kommen als Betrüger und Hochstapler.

Denn ich denke, man kommt eher wegen eines nicht bezahlten Knöllchens oder wegen einer nicht bezahlten Steuer in Höhe von ein paar hundert EURO ins Gefängnis, als wenn man sich in großem Stil des Geldes anderer Leute bedient.

So, jetzt denke ich, sollten Sie sich ein Bild machen können und selbst entscheiden. Mein Ziel ist es, weiter zu machen, so unwahrscheinlich es klingt, und so wenig sicherlich irgendjemand glaubt das man hier noch positives erreichen kann, werde ich weiter kämpfen, hoffentlich mit Hilfe einiger Menschen die noch so etwas wie Ehre, Anstand und Ehrlichkeit als Gut empfinden.

Helfen Sie uns? Meinen Mitarbeitern (die haben es verdient) meiner Familie und auch mir. Große Versprechungen kann ich nicht machen, aber ich versichere Ihnen es ehrlich zu meinen, und ich will nicht, dass Menschen mit diesen Gräueltaten etwas auf Dauer kaputt machen können, ich werde kämpfen. Und schauen Sie mal wieder vorbei, ich schreibe diese Geschichte weiter. Vielleicht jeden Tag ein wenig.

Es hilft wenn man sich den Frust von der Seele schreibt, und wer weiß, vielleicht hat diese Geschichte am Ende doch noch ein Happy End.

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